Am Freitag, den 08.12.2023, spielten wir das Viertelfinale im Bezirkspokal um unsere Titelverteidigung in Angriff zu nehmen. Dieses Mal fuhren wir nach Ascheberg und stellten uns dem Team der SG Plöner See. Doch dabei verlief bereits die Vorbereitung zu diesem Aufeinandertreffen nur schleppend.
Zum Verlauf: Mehr als eine Woche vor der Begegnung baten wir unsere Kontrahenten darum, das Match zu verschieben. Doch selbst vier Tage vor dem Spieltag erhielt unser Teamleiter keine Bestätigung oder Ablehnung der Anfrage. Deswegen kratzte er noch ein Team zusammen, welches am 08.12.2023 antreten konnte. So fuhren dann Ben Jonas, Marthe, Walter sowie meine Wenigkeit an diesem Winterabend nach Ascheberg zum Pokalviertelfinale.
Bei unseren Gastgebenden traf uns anschließend die nächste Überraschung: Die SG Plöner See erwartete uns nicht, da sie davon ausging, dass der Wettkampf verschoben sei. Folglich stand bei ihrem Schachverein keine Auswahl bereit, um gegen uns anzutreten. Es ist daher dem Plöner Schachfreund Fred Krahnert zu verdanken, dass an diesem Abend doch noch ein Wettkampf zustande kam: Er telefonierte herum und organisierte so binnen 20 Minuten ein vollständiges Team. An dieser Stelle sei auch hier noch einmal im Namen der Raisdorfer Schachgemeinschaft ein großes Dankeschön ausgesprochen.
Später kristallisierte sich heraus, dass seitens Plön am 06.12.2023 die Verlegung des Pokalspiels an uns kommuniziert wurde. Stand jetzt ist mir nicht bekannt, ob unser Teamleiter diese Nachricht erhielt und uns Spielende nicht darüber informierte.
Startphase der Partien im Viertelfinale
Mit 20 Minuten Verspätung (angesichts der Umstände eine enorm kurze Zeit!) begannen in Ascheberg die Partien des Viertelfinales. Auf dem Papier erwiesen wir uns als favorisiert, wenngleich das Plöner Brett vier bisher noch keine DWZ vorweisen konnte und dementsprechend eine Variable darstellte.
Schon kurz nach Freigabe der Bretter erschienen mir zwei Verläufe recht eindeutig. Am zweiten Brett kam Marthe grottenschlecht aus der Eröffnung und verlor zwei Bauern ohne jegliche Kompensation. Zwei Tische weiter hinten erkämpfte sich Ben Jonas einen starken Vorteil mit vielversprechendem Angriff. Bei Walter und mir hingegen starteten die Begegnungen etwas ruhiger, sodass dort noch keine Tendenz erkennbar wurde.
Gerade in Pokalveranstaltungen blicke ich gerne auf die am Spielverlauf zu erwartenden Ergebnisse, um Entscheidungen in meiner Partie zu treffen. Mit einer Niederlage an Brett zwei, einem Sieg an Tisch vier sowie einem spekulativen Remis bei Walter würde ein Unentschieden in meiner Partie zu unserem Ausscheiden führen (warum ein 2:2 zum Ausscheiden führen kann, wird später erläutert). Deswegen entwickelte ich innerlich die Denkweise, bei meinem Aufeinandertreffen auf Gewinn spielen zu müssen.
Gleichzeitig bin ich überzeugt davon, dass meine Mitstreiterin und meine Mitstreiter am heutigen Abend ähnliche Überlegungen anstellten.
Erstaunliche Wendungen
Im weiteren Verlauf geschahen – wie bei uns in Pokalpartien üblich – einige bizarre Wendungen. Ben Jonas gewann zwar im frühen Mittelspiel eine Qualität, plagte sich jedoch mit einem mächtigen gegnerischen Läuferpaar herum. Dafür konsolidierte Marthe ihre Situation quasi aus dem Nichts und manövrierte sich in ein Turmendspiel mit ausgeglichenem Materialverhältnis.
Folglich erhielt sie auch ein Remisangebot, doch ich, als Teamleiter vor Ort, riet ihr davon ab, zu diesem Zeitpunkt die Punkteteilung anzunehmen. Zu risikolos wirkte ihre Stellung auf mich und weil Ben Jonas strauchelte, erschienen mir Versuche, noch ein bisschen zu pressen, als angemessen. Womöglich leitete ich Marthe hier zu einer falschen Entscheidung, denn sie hätte das Remis angenommen. (Und objektiv gesehen gibt es auch nur noch wenig zu holen.)
Denn unter Schock realisierten wir 20 Minuten später, dass Marthe ihre Partie aufgab. Sie überzog ihre Stellung am Damenflügel, was dazu führte, dass der entfernte g-Bauer ungehindert zur Dame umgewandelt werden konnte. Dies war nicht das Resultat, welches wir uns erhofften.
Während wir demnach einen 1:0-Rückstand hinterher rannten, zeichnete sich ein erfreulicheres Bild in Walters Partie ab. Er erkämpfte sich einen positionellen Vorteil, indem er sich Vorposten tief im gegnerischen Lager freischaufelte. Allerdings blieb es unklar, ob diese Stärken dazu ausgenutzt werden konnten, um den vollen Punkt einzukassieren.
Und bei mir? Optisch quetschte ich mit Sicherheit einen kleinen Vorteil aus meiner Stellung heraus. Allerdings stand mein Kontrahent solide in seiner Verteidigung, sodass ich viele Züge lang lediglich lavierte, um einen vorteilhaften Einbruch vorzubereiten. Und um mir eine Zeitgutschrift zu erhaschen, denn allmählich näherten wir uns dem 40. Zug und meine Bedenkzeit war allmählich aufgebraucht.
Ben Jonas hingegen sah sich auf verlorenem Posten ausgesetzt, zu mächtig war das fiese Läuferpaar. Mit vielen Tricks gelang es ihm dennoch, in ein Endspiel mit Turm+König gegen zwei Läufer+Bauer+König abzuwickeln. Selbst dieses Materialverhältnis ist meistens gewonnen für Seite mit den Leichtfiguren, doch es wirkte nach dem besten Zwischenergebnis, was Ben Jonas erzielen konnte.
Schlussspurt
Der alles entscheidende Showdown stand im Viertelfinale an und Walter hievte uns dabei umgehend nahezu auf Augenhöhe. Seine erfochtenen Vorposten stellten sich als ideale Nistplätze für seinen Springer heraus. Diese Leichtfigur raubte dem feindlichen König lebensnotwendige Luft und in Kooperation mit einem Turm setzte dann Walter Schachmatt.
Ben Jonas hingegen konvertierte sein Endspiel ein weiteres Mal, allerdings nicht unbedingt zu seinem Vorteil. Er gewann beide Läufer, musste im Gegenzug jedoch zulassen, dass sich der Bauer umwandeln konnte. Das so entstandene Endspiel lautete Turm+König für Ben Jonas, während der Plöner Schachfreund mit Dame+König kämpfte. Theoretisch ist diese Situation für die Damenpartei gewonnen und auch praktisch gab sich der Gegner keine Blöße. Ben Jonas resignierte nach etwa 80 Zügen seine Partie.
Damit war klar, dass ich mein Spiel gewinnen musste, damit wir das Viertelfinale überlebten. Nach einigen Abtauschen mündete die Partie in ein Springerendspiel. Mein Vorteil bestand in den leicht aktiveren Figuren, sodass Schwarz präzise kämpfen musste, um die Stellung zu retten. Schade für Plön, aber glücklicherweise für uns war mein Kontrahent der Aufgabe an diesem Abend nicht gewachsen. Nachdem ich zwei Bauern gewann und darüber hinaus noch einen Schritt vor der Umwandlung stand, streckte Plön die Waffen. Es ergab sich damit folgender Endstand:
Viertelfinale: Resultate
SG Plöner See | Raisdorfer SG I | Ergebnis |
---|---|---|
Winus Müller | Dennis Papesch | 0:1 |
Marc Schmidt | Marthe Benzen | 1:0 |
Fred Krahnert | Walter Strangalies | 0:1 |
Arian Alija | Ben Jonas Frahm | 1:0 |
Endergebnis | 2:2 |
Damit trennten wir uns von der SG Plöner See 2:2 – ein Unentschieden, wie auch schon beim letzten Aufeinandertreffen. Dennoch gewinnen wir aufgrund der Berliner Wertung (BW) das Viertelfinale und ziehen damit in die nächste Runde ein. Warum? Weil wir an den zahlenmäßig niedrigeren Brettern die Siege einfuhren. In der BW werden mehr Punkte vergeben, je niedriger die Tischnummer ist. Tisch eins gewinnt damit vier Punkte, bis runter zu Tisch vier, an welchem noch ein Punkt errungen wird. Und gemäß des Endstands gewannen wir somit 4:6 nach BW.
Damit wurde der Saisonbetrieb für das Jahr 2023 geschlossen. Sowohl die Ligen als auch der Pokal werden zu Beginn des nächsten Jahres wieder aufgenommen. Wer uns im Halbfinale erwarten wird, ist zu dem aktuellen Zeitpunkt noch nicht bekannt.