Nachdem wir uns am Freitag, den 17.02.2023 die Teilnahme an der Endrunde sicherten, stand am 02.06.2023 das Pokalfinale an. Die Kontrahenten stammten von der SG Phönix Gettorf, die sich bisher souverän durch die Veranstaltung kämpften. Bei der ersten Auseinandersetzung der beiden Vereine unterlagen wir noch mit 5:3, wodurch die Gäste die Favoritenrolle zuteil wurde. Doch mit Marthe wurde unser Aufgebot am dritten Brett verstärkt, wodurch von den DWZ-Zahlen her betrachtet ein Duell auf Augenhöhe stattfand. Und dieser im Vorfeld versprochene spannende, harte Kampf sollte sich im tatsächlichen Spielverlauf auch widerspiegeln.
Die Eröffnungen im Pokalfinale
Pünktlich um 19:30 Uhr fiel der Startschuss zu unserer letzten Begegnung des Erwachsenenbetriebs in der Saison 2022/2023. Sowohl bei Fynn Lasse als auch bei Dennis (beide spielten mit Schwarz) wurde mit Caro-Kann eröffnet. Bei Marthe (Weiß) stand die Aljechin-Verteidigung auf dem Brett, wodurch es von Zug eins an zwischneidig wurde. Gregor spielte gegen die Tartakower-Verteidigung im Damengambit.
Selbst wenn man meinen könnte, dass bei Marthes Partie ein Kampf mit offenem Visier ausgefochten werden sollte, endete das Spiel schnell im Unentschieden. Der Grund dafür kann darin liegen, dass sie und ihr Kontrahent früher jahrelang in der selben Mannschaft kämpften. Dies bedeutete jedoch gleichzeitig, dass die Entscheidung – und damit auch die Verantwortung – an die anderen drei verbleibenden Bretter abgegeben wurde.
Zeitgleich zur Punkteteilung am dritten Brett bot Fynn Lasse Remis an, weil er schlecht aus der Eröffnung kam. Doch der Gegner lehnte ab und somit wurde die Partie noch eine Weile fortgesetzt.
Erste Entscheidungen und eine Must-Win Situation
Nach fünfzehn Zügen stand Fynn Lasse komplett passiv, wodurch Gettorf einen Vorteil erhielt. Doch sein Kontrahent ließ einige ungenaue Fortsetzungen folgen, und unser Brett vier gewann sogar einen Bauern. Damit hätte sich die Situation um 180 Grad gedreht, wenn Fynn Lasse nicht so viel Zeit hätte aufwenden müssen. Schon nach 20 Zügen besaß unser Raisdorfer nur noch dreizig Sekunden für jeden weiteren Zug. Dies gilt als einer der Gründe, weswegen er im Endspiel ein Dauerschach zulassen musste. Damit gab es das zweite Remis an diesem Abend, und folglich mussten Gregor und ich die Entscheidung herbeiführen.
Gregors Partien gleichen häufig einem Münzwurf, was sich auch schon in wechselhaften Ergebnissen in der Bezirksliga niederschlug. In einer Partie verliert gegen Kontrahenten mit 300 DWZ-Punkten weniger, dann schlägt er auch mal Gegner mit 2000 DWZ. Heute überzog er bedauerlicherweise seine Stellung komplett und übersah den Konter des Gettorfers im Mittelspiel. Dies hatte zur Folge, dass wir 1:2 bei nur noch einer laufenden Partie hinten lagen.
Die Ausgangssituation lautete daher wie folgt: Spielt Dennis unentschieden oder verliert, so gewönne Gettorf den Bezirkspokal. Bei einem Sieg hingegen stünde es 2:2, doch die Berliner Wertung ermittelt die siegreiche Mannschaft. Weil wir an dem höher gesetzten Brett den Sieg erzielten, ginge der Pokal an uns.
Der Showdown
Da es nun am ersten Brett spannend wurde und für beide Teams um Alles oder Nichts geht, verließen in der Konsequenz die ersten Spieler*innen die Spielstätte. Durch Gregors Niederlage wurde entschieden, dass es keine Entscheidung im Blitzschach geben wird, sondern die regulären Kämpfe den Sieger ermitteln.
Nach einem passiven Mittelspiel in Dennis‘ Partie machte er sich zunächst keine großen Hoffnungen, einen gesamten Punkt einzufahren. Auf der anderen Seite ließ der Gettorfer Schachfreund auch einige Schwächen in seiner Bauernstruktur zu, welche spätere Angriffspunkte darstellen konnten. In der Begegnung traf Letztgenanntes ein: Als sich die Partie der 40-Züge-Marke näherte, kassierte Dennis erst einen, danach einen zweiten Bauern. Danach folgte die Abwicklung in ein Endspiel, in welchem unser Kontrahent Verteidigungsaufgaben übernehmen musste. Doch am Ende des Tages entschieden die Mehrbauern die Partie, und die Raisdorfer SG wurde Pokalsiegerin!
In dieser Saison waren wir die einzige Mannschaft, der es gelang, ein Duell mit 2:2 zu gewinnen.
Ergebnisse Pokalfinale
Raisdorfer SG | SG Phönix Gettorf | Ergebnis |
---|---|---|
Dennis Papesch | Jan-Peter Delfs | 1:0 (4:0 BW) |
Gregor Ciemnyjewski | Volker Haberer | 0:1 (0:3 BW) |
Marthe Benzen | Sören Schulz-Streeck | ½:½ (1:1 BW) |
Fynn Lasse Matzen | Riku Matthias Bargholz | ½:½ (½:½ BW) |
Endergebnis | 2:2 (5½:4½ BW) |
Schön wäre es an dieser Stelle, einen Pokal präsentieren zu können. Doch dieser existiert derzeit nicht; scheinbar weiß niemand so recht, wo das gute Stück abgeblieben ist. Ich bin allerdings zuversichtlich, dass in wenigen Wochen ein adäquater Ersatz aufgetrieben werden kann!
Und mit dem Pokalfinale ist die Saison 2022/2023 im Erwachsenenbetrieb für die Raisdorfer Schachgemeinschaft beendet. Wir landeten in allen Ligen im Mittelfeld, brauchten uns demnach nicht zu verstecken. Nach der Sommerpause geht es weiter mit unseren Ligen und weiteren aufregenden Mannschaftskämpfen. Und hoffentlich eines wiederholten Gewinn des Bezirkpokals!